Lost Places - Groschupf begeistert

Autorenlesung mit Workshop

„Ist Herr Groschupf heute noch da?“

Eine Achtklässlerin mit schwarz gefärbten Haaren steht mit Ihrer Freundin ungeduldig in der Pausenhalle. „Das Kinder-Krankenhaus aus „Lost Places“ da gestern- da ist mein Bruder geboren. Das hat mir meine Mutter gestern Abend erzählt.“ Das möchte sie nun schnell Herrn Groschupf erzählen. Das Mädchen hat Glück- der Erfolgsautor aus Berlin ist noch da und liest heute einer neunten Klasse vor… Endlich geht die große Tür auf und die Mädchen schlüpfen in die Aula.

 

Die Autorenbegegnung am 2. und 3. Dezember war ein intensives Erlebnis für die Jugendlichen aus dem 8. und 9. Jahrgang der Julius-Brecht-Allee.  Der Jugendbuchautor Johannes Groschupf las aus seinem Roman „Lost Places“ und bot einen Workshop an.  Die Förderung vom Boedecker-Kreis Bremen und die Unterstützung vom Trägerverein der Schule machten dieses Ereignis möglich. An der Jba ist der Wahl- Berliner kein Unbekannter: er schenkte der Jba im Frühjahr 50 Exemplare seines Buches „Das Lächeln des Panthers“, was viele 9. Klässler schon als Schullektüre begeisterte. Und nun gab es endlich die Gelegenheit, den Urheber live kennenzulernen.

 

Die Veranstaltung ging von 8- 13 Uhr. Diese Zeit hat Herr Groschupf nicht nur für Lesung und Workshop genutzt, sondern hat auch viel von sich als Künstler offenbart.  Das zeigte Wirkung. Die Kinder ließen sich von der Lesung bannen und gingen mit- sogar in den Keller einer  verfallenden Fleischfabrik - hinab über  verranzten Treppen bis hin zu Verstecken in schmierigen Pökelbecken.  „Da wird man ja direkt Veganer!“ ruft eine Schülerin dazwischen. Der Autor unterbricht seinen Vortrag, lacht und stimmt ihr zu. Dann geht es weiter durch die Ruinen der Hauptstadt, immer tiefer in kriminelle Machenschaften. So unheimlich der Inhalt- so angenehm ist die Stimme des hochgewachsenen Mannes. „Da hör ich mir auch gerne Mal ein Hörbuch von ihm an“, war der Kommentar einer Lehrerin, die die Lerngruppe in der abgedunkelten Aula begleitete.

 „Das Buch ist ja ziemlich spannend…“ war dann auch die einhellige Meinung im anschließenden Chat online.  Wie geht es weiter mit Lennart und Moe? Wer ist der unbekannte Raucher? Warum verstecken Eddie und Klitschko hier Pakete? „Ich wünsch mir das jetzt von meiner Tante zu Weihnachten!“, meinte eine der Teilnehmerinnen, die selbst an einem Jugendbuch arbeitet.

Anschließend legte der Autor Teile der Entstehungsgeschichte des Buches offen: auch unterstützt durch Fotos der Orte und Menschen, die ihn inspiriert haben. Jugendliche beim Feiern, auch sein Sohn ist mit von der Partie,  bunte Lichter der Großstadt, aber auch ein verschlungener Haufen Gliedmaße als Graffiti, zerschlagene Fenster hinter verschnörkelten Geländern, einsturzgefährdete Flure und Treppenhäuser. Es erhebt sich Gemurmel hinten links in der Schülerschaft, Begriffe wie „Abschlussfahrt“ „Berlin“ und „ da müssen wir hin“  fallen. Zur Enttäuschung der Jugendlichen erklärt  Herr Groschupf : „Das ist schon weit draußen….“

Der Autor beantwortet Fragen, zu Arbeit , Familie und Leben .Auf sehr persönliche Art  und Weise kommen die  Zuhörer*innen in Berührung mit Johannes Groschupf und seiner Arbeit. Das schafft Vertrauen. Dann dürfen die Kinder selbst in die kreative Rolle schlüpfen. Der Workshop beginnt. Zettel werden geknickt,  absurde und überraschend logische Geschichten entstehen, die Stimmung ist gelöst und es wird viel gelacht. Jugendliche erwachen „wie Bären aus dem Winterschlaf“ und „Menschen beschließen zu bellen“. Die Schülerinnen und Schüler kommen in den Schreib-Fluss und produzieren eigene spannende Texte. Die Lehrerinnen staunen über die Ergebnisse. Ein Schüler fasst den  Tag zusammen: „„Ich hab´s echt nicht bereut, früher aufzustehen“.

Glück gehabt: Da lächelt nicht nur der Panther!

Überraschung an der JBA: Erfolgsautor spendet 50 mal Spannung und Lesespaß

Skripniks Finger strichen so behutsam über die Tapeten des Flurs, als wären winzige Augen und Ohren in den Fingerkuppen versteckt, die wahrnehmen konnten, was sich im Inneren der Wände abspielte. „ Viele Jahre meines Lebens habe ich darangesetzt, das Geheimnis dieses Hauses zu enträtseln“, sagte er. „Viele Jahre.“

 

Dies ist ein Auszug aus dem spannenden Berlinkrimi „Das Lächeln des Panthers“ von Johannes Groschupf, bekannt durch „Lost Places“. Kathinka, die sportliche Hauptperson dieses Jugendbuches, wird vor große Herausforderungen gestellt - und erlebt ein aufregendes Abenteuer. Es ist alles dabei: eine Familientragödie, eine Liebesgeschichte und ein ganz großes Rätsel um die Vergangenheit.

Auch das Beschaffen des Jugendromans war ein bisschen wie ein Abenteuer. Einige Deutschlehrerinnen hatten sich in das Buch „verliebt“, aber es stellte sich heraus: man konnte es nicht mehr über den „normalen“ Buchhandel bestellen.  So hätten die Schülerinnen und Schüler das Buch nicht für den Deutschunterricht kaufen können. Nun begann eine Suche auf allen möglichen Plattformen, um den Krimi doch noch mit den Schüler/innen lesen zu können. Vergeblich. Es kamen einfach nicht genug Exemplare zusammen. Auch der Verlag konnte (zunächst) nicht weiterhelfen.

 

Dennoch: durch einen glücklichen Zufall konnte eine Lehrkraft den mehrfach preisgekrönten Autoren persönlich erreichen. Herr Groschupf hatte noch 30 Bücher….. und überlegte gerade, wohin er seine letzten Bücher geben konnte. Die Lehrkraft hatte gute Argumente und plötzlich ging alles ganz schnell. Der so freundliche Autor telefonierte mit dem Oetinger - Verlag und bot der JBA sogar 50 Exemplare als Schenkung an! Diese Großzügigkeit machte erstmal sprachlos – und dann sehr dankbar. So können nun zwei Klassen gleichzeitig in die Welt des Panthers abtauchen und sich auf eine nervenaufreibende Reise durch Berlin begeben.